NÄHRWERT DER PARTIZIPATION 2.0 / PART_02

[section_header use_decoration=“1″ layout_type=“section-heading-thick-border“ separator_position=“left“ main_heading=“NÄHRWERT DER PARTIZIPATION 2.0 / PART_02″ text_align=“left“ font_size=“default“ font_style=“default“ color=“#000000″ separator_color=“#000000″]
Partizipation als aktive und freiwillige Teilhabe an Prozessen des gesellschaftlichen Lebens setzt den Wunsch nach Mitbestimmung und den Willen zur Gestaltung der eigenen Lebensumwelt voraus. Die Gestaltung der Lebensumwelt wird oft in Verbindung mit dem Stichwort „Nachhaltigkeit“ genannt. Nur, was bedeutet das eigentlich? Was brauche ich, um „nachhaltig partizipieren“ zu können? Was habe ich davon? Kann ich als einzelner überhaupt etws tun? Und wie? Teil zwei von zwei Teilen zum Thema Partizipation.

 

[section_header use_decoration=“0″ layout_type=“section-heading-border-top-bottom“ separator_position=“center“ main_heading=“HABEN SICH GESUCHT UND GEFUNDEN: PARTIZIPATION & NACHHALTIGKEIT“ text_align=“left“ font_size=“small“ font_style=“default“ color=“#000000″ separator_color=“#000000″ line_height=“20″]

Partizipation umfasst weitaus mehr, als die Teilhabe an Entscheidungsprozessen – als Humankapital und gesellschaftliche Ressource spielt sie im Hinblick auf den Nachhaltigkeitsdiskurs eine tragende Rolle und kann zur Herausbildung einer nachhaltigen Gesellschaft beitragen. Mehr noch: Sie kann als Basis für eine nachhaltige Gesellschaft verstanden werden, die vor dem Hintergrund des globalen Wandels mehr denn je gefordert ist. Warum?
Um dieser Frage nachzugehen, müssen wir zunächst den Begriff „Nachhaltigkeit“ bzw. „Sustainable Development“ unter die Lupe nehmen: Denn Nachhaltigkeit umfasst mehr, als den Müll zu trennen, Ökostrom zu beziehen oder im Bioladen einzukaufen. Es geht um ein Leitbild, bei dem ökologische, ökonomische und soziale Interessen so in Einklang miteinander gebracht werden sollen, dass „die Lebensgrundlagen für alle Menschen und für zukünftige Generationen gesichert sind“ (Wolf/Peuke, 2003, S. 17). Die Themenfelder Ökonomie, Ökologie und Soziales bilden dabei das sogenannte Nachhaltigkeitsdreieck und bedingen sich gegenseitig bzw. stehen in Abhängigkeit zueinander. Festgelegt wurde der Gedanke zu diesem Leitbild in der Agenda 21 in Rio de Janeiro. Dabei wird es als Grundlage für die globale Zusammenarbeit in Umwelt- und Entwicklungsfragen verstanden: Es geht sowohl um eine vorausschauende Weiterentwicklung innerhalb der drei Bereiche des Nachhaltigkeitsdreiecks, als auch um eine Stabilisierung eben dieser (vgl.: Heinrich/Kuhn, 2011, S. 18). Den Prinzipien Kooperation und Partizipation wird zur Verwirklichung des Leitbilds eine tragende Rolle zugeschrieben – diese werden im dritten Teil der Agenda 21 unter Punkt 23.1 konstatiert:

Ausschlaggebend für die wirksame Umsetzung der Ziele, Maßnahmen und Mechanismen, die von den Regierungen in allen Programmbereichen der Agenda 21 gemeinsam beschlossen worden sind, ist das Engagement und die echte Beteiligung aller gesellschaftlichen Gruppen.“( Agenda 21,Kap. 23.1,  S. 276)

Beteiligung ist aus zwei Hinsichten von großer Relevanz bei der Gestaltung einer nachhaltigen Gesellschaft: Zum einen geht es um die kollektive Entscheidungsfindung durch möglichst viele Akteure. Dem kommt vor allem auf politischer Ebene eine tragende Rolle zu. Auf der anderen Seite geht es aber auch um die Herausbildung persönlicher Kompetenzen, wie die Bereitschaft, sich für neue Perspektiven zu öffnen, das eigene Handeln zu reflektieren, Verantwortung zu übernehmen sowie die Fähigkeit zu Empathie und Solidarität. Das kann ich durch die aktive Teilhabe erlangen und diese Kompetenzen an meine Kinder weitertragen.

 

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Unser aktiver Einsatz ist also weit mehr, als die Kür neben den Pflichten. Sie ist die Basis, auf der sich eine nachhaltige Gesellschaft aufbaut. Die Grundvoraussetzung für die aktive Teilhabe ist mit unserer demokratischen Ordnung bereits gegeben wie Teil Eins gezeigt hat. Aber reicht das Recht zur Partizipation aus, um eben diese erreichen zu können? Nicht ganz. Es fehlen noch zwei weitere Voraussetzungen – Information und Kommunikation. Denn woher soll ich wissen, wie, wann und wo ich partizipieren kann, wenn ich nichts davon weiß, Aktionen, Prozesse und Probleme nicht kommuniziert werden? Ohne den Dialog können wir nicht zu gemeinsamen Lösungsfindungen kommen.
Nachhaltige Beteiligungsprozesse zielen auf ein kommunikatives, verständigungsorientiertes Handeln ab, das sich auf die soziale, subjektive und nicht auf die materielle, objektive Welt bezieht (vgl.: Newig u.a., in: Heinrichs/Kuhn, 2011, S. 39). Es steht somit nicht das Erreichen eines bestimmten Zieles im Forderung, sondern der Prozess und die Gestaltung dessen. Der Weg ist das Ziel und Kommunikation ist fester Bestandteil des partizipatorischen Akts.
Hierbei sollte im Habermas`schen Sinne die Chancengleichheit aller Beteiligten gewährleistet werden – das betrifft den Zugang zum Diskurs sowie den Kommunikationsprozess selbst und damit einhergehend die Argumentation innerhalb des Diskurses. Zum anderen ist die Authentizität der Kommunikation, also auch die der einzelnen Akteure, notwendige Bedingung.

 

[section_header use_decoration=“0″ layout_type=“section-heading-border-top-bottom“ separator_position=“center“ main_heading=“WIE JETZT? EIN NETZ VOLLER MÖGLICHKEITEN“ text_align=“left“ font_size=“small“ font_style=“default“ color=“#000000″ separator_color=“#000000″ line_height=“20″]

„Was kann ich als einzelner schon bewirken?“ Eine berechtigte Frage. Vielleicht nichts, vielleicht ganz viel. Wissen kann man es erst, wenn man es tut. Sicher ist nur, dass der Ausgang partizipativer Projekte nie sicher ist. Aber sicher ist auch, dass man zusammen mehr erreichen kann. Und dabei ist der einzelne enorm wichtig, denn Prozesse gestalten sich im Handeln der einzelnen Akteure. An dieser Stelle kommt eine weitere Komponente ins Spiel: Das Social Web. In der Debatte um eine nachhaltige Gesellschaft und damit einhergehend um die Rolle der Partizipation ist die Relevanz der sozialen Medien nicht mehr weg zu denken. Gerade, wenn es darum geht, den oben genannten gleichberechtigten Diskurs zu verwirklichen, kann das soziale Netz als kommunikatives Medium die Weichen für einen solchen Diskurs stellen. Darüber hinaus bietet es uns alle Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung. Dadurch, dass prinzipiell jedem sämtliche Informationen bereit stehen, jeder Inhalte einstellen und somit „ungeachtet der unterschiedlichen Fähigkeiten“ (Lüdecke/Schulz in Heinrichs/Kuhn, 2011, S. 138) am Kommunikationsprozess teilnehmen kann, wird die von Habermas geforderte Chancengleichheit verwirklicht: Idealerweise kann das Social Web somit eine Vielzahl verschiedener Personen in den Kommunikationsprozess einbinden.

Beim Web 2.0 geht es um Partizipation, Vernetzung und Austausch – darum, sich […] einzubringen und eigene Inhalte beizusteuern (ARD/ZDF – Onlinestudie 2011)

Wer sich das vergegenwärtigt, als was das Web 2.0 bzw. das Social Web eigentlich gedacht war, muss über kurz oder lang anerkennen, dass soziale Netzwerke merhr sind, als Likes auf Selfies, Essensfotos oder Katzenvideos zu verteilen. Es bietet uns die Möglichkeit zur Vernetzung. Und das international. Aktionen konnten noch nie so schnell ins Leben gerufen werden, wie heute, Petitionen erfahren in nur wenigen Stunden eine unglaubliche Reichweite, durch Blogs erfahren wir neue Perspektiven, wir können unseren Horizont erweitern, jeden Tag rund um die Uhr, Ideen entwickeln, eigene Aktionen starten. Das können wir tun. Jeder einzelne. Man muss einfach nur anfangen. Geht nicht, gibt’s seit dem Web 2.0 nicht mehr…

 

 

 

 

About the author

Medienwissenschaftlerin, Beraterin für Online Kommunikation und Bloggerin mit Leidenschaft für's Backen, Laufen und David Bowie. Als Doktorandin an der HBK Braunschweig forsche ich zum Phänomen "Partizipation im Social Web" und der Frage, wie Unternehmen Online Kommunikation sinnvoll gestalten können. P.S.: Norddeutscher Humor gibt's on Top. Bis bald!

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